Das WARUM

Philosophische Grundlage für eine vegane Lebensweise

Im Folgenden habe ich ein paar Gedanken zusammengefasst, die ich mit einem mir wertvollen Freund und sehr geschätzten Gesprächspartner formuliert habe:

Albert Schweitzer sagte einmal „Achtung vor dem Leben“. Menschen sind dazu in der Lage jedes Leben zu achten. Bevor sie dies aber tun können, müssen sie sich im Klaren werden, auf welchem Punkt sie in dieser Welt stehen. Wenn ich ein normales, gesellschaftliches Leben führe, wo Fleisch- und Fischkonsum normal ist und ich mir darüber keine Gedanken machen möchte, dass ich damit Leiden auslöse, dann brauche ich ab hier nicht weiter zu lesen. 

Alle, die schon so weit gedacht haben, dass sie kein Leid verursachen wollen, lesen hier über eine Ideologie, die  zum nachdenken anregen und zum Überdenken der eigenen Gewohnheiten auffordern soll. Wenn ich ein Tier töten kann, dann weiß ich, was ich getan habe und muss damit selber zurecht kommen, was ich getan habe. Somit kann ich das getötete Tier in voller Präsenz des Geschehenen essen. Wenn ich das Tier aber nicht töten kann, dann gebe ich damit den Auftrag zum Töten, wenn ich Fleisch oder Fisch esse möchte. Also ist es schon eine moralisch bedenkenswerte Tat für mich getötete Tiere zu essen. Bin ich jedoch kein Moralist, so brauche ich ab hier ebenfalls nicht weiter zu lesen. Wenn ich ein philosophisch basiertes Leben führen möchte, dann betrachte ich das Leben als ein Ideal und sehe mich als einen Teil davon. Ich habe mich im Gedankengut jeder Form des Lebens gegenüber fair zu verhalten. Das heißt, was schwach ist, sollte ich beschützen und was stark ist, sollte ich akzeptieren. Es gibt verschiedene Richtungen der Philosophie und alle Richtungen haben die Grundlage, dass der menschliche Geist sich mit dem Sein auf diesem Planeten auseinandersetzt. Ob es gesellschaftlich, theologisch oder ganz einfach nur um des Lebens willen geht, bestimme ich als philosophischer Betrachter selber.

Ich darf mich entscheiden, ob ich Leid vermeiden möchte, weil die Tierhaltung, was die moderne Gesellschaft eingeführt hat, nichts mehr mit dem natürlichen Volumen zu tun, was ein Tier in der Natur erlebt oder erfährt. Mit der Industrialisierung der bäuerlichen Betriebe ist das ethische Verhalten den Tieren gegenüber in kommerzielle Gier umgewandelt worden. Die Tiere werden in quälender Gefangenschaft gehalten, bekommen oft kein Tageslicht, oder wie bei der Schweinemast, nicht ausreichend Wasser, damit sie einen Brei schlürfen, der sie schnell fett macht. Es sterben jährlich 15 mio. Ferkel in der Tierproduktion in Deutschland (Stand 10/2019)[1]. Ferkel sind Säuglinge. Viele Menschen haben wohl noch nicht einmal mehr davor Achtung.In der Geflügelproduktion sehen die Sachen nicht anders aus. Männliche Hühnerküken werden lebendig geschreddert.

Und jetzt gehen wir einmal kurz in die Science-Fiction-Geschichte: Außerirdische kommen auf die Erde, die der Menschheit technisch komplett überlegen sind und lieben es Menschenfleisch zu essen! Erst werden die Menschen gejagt und dann stellen die Außerirdischen fest, dass sie Menschen auch nach Belieben „produzieren“ können. Und sie können es genauso machen, wie die Menschen es mit den Tieren gemacht haben. Die fruchtbarsten Frauen werden von den kräftigsten Männern bestiegen und wenn sie abferkeln, können sie die Säuglinge gleich frisch auf den Spieß ziehen. Männer, die nicht vernünftig zeugungsfähig sind werden direkt kastriert. Dies geschieht, wie bei den Ferkeln, ohne Betäubung. Wenn Frauen nicht mehr gebärfähig sind, werden sie verwurstet und vermarktet. Das war jetzt nur eine höfliche Darstellung dieses Gedanken. Und nichts anderes macht die Menschheit mit den Tieren. Wenn ich nicht dazu gehören möchte, muss ich mich entscheiden. 

Eine gesundheitlich begründete Entscheidung zum Veganismus oder Vegetarismus hält meist nicht lange an. Wenn die philosophische Grundlage gegeben ist, dass ich nur das Leben in dieser Welt ändern kann, wenn ich selber bereit bin mich zu ändern, „eine Frage der Disziplin“, dann kann ich den Schritt dazu tun das Leben besser zu machen. Weil kein System wird die Menschheit ändern, nur der Mensch, der sich ändern will, wird für die Achtung vor dem Leben eintreten. Ich werde dadurch nicht automatisch zu einem besseren Mensch, sondern nur ein konsequenter Mensch, weil Gutmenschen gibt es schon genug, und es ändert sich trotzdem nichts.

Jemand, der sich mit dem Gedanken der „Achtung vor dem Leben“ befasst ist auf dem besten Wege nicht mehr weg zu laufen vor den eigenen Ängsten und Gefühlen, die in dieser Gesellschaft im Endeffekt immer todbestimmt werden. Weil wir es sind, die wir unser Leben bestimmen. Wir können unsere Ideale leben, aber nur für uns selber und durch Vorleben, können wir es den anderen zeigen, dass es funktioniert. Und wenn wir dem Leben positiv gegenüber eingestimmt sind, dann wollen wir kein Leid verursachen. Dann beschützen wir die schwachen vor den gierigen Starken. Und das ist kein politisches Gedankengut, es ist philosophisch orientiert. 

Ich kann natürlich den gesellschaftlichen Weg gehen. Ich mache den Kopf zu, mache Karriere, denke an Sicherheit, an meinen Egoismus, an meine Selbstdarstellung, gehe mit Ellbogentechnik durch das Leben, bin immer glänzend, wie ich mit anderen Menschen umgehe… Wer sich mit mir messen möchte, den diskriminiere ich und verhalte mich immer dem System konform. Und jetzt die große Frage: Macht das glücklich?!? Marc Aurel sage einmal: „Glück ist nur ein Moment. Dauerndes Glück, nennen wir es Zufriedenheit.“ Und die bekomme ich nur, wenn ich meine Philosophie konsequent leben kann und noch vor mir selber bestehen kann.

Ob Christus, Buddha oder die großen Weisen der Welt, sie sind an sich eigentlich Menschen gewesen, wie man sich einen Menschen vorstellen sollte. Wir sind auch nur menschliche Wesen und üben uns noch in der Weisheit und der Disziplin. Aber wir wollen jetzt nicht sarkastisch werden. Bloß, wie weit können wir uns sonst mit den großen Menschen vergleichen? Sie haben es gelebt und große Teile unserer Gesellschaft denken daran vorbei. Achtung vor dem Leben ist eine Achtung vor dem Sein. Wenn wir uns als ein Teil vom Ganzen fühlen, dann wollen wir dem Ganzen kein Leid zufügen. Somit haben wir keine andere Möglichkeit als konsequent sein. Vegetarisch oder Vegan ist vielleicht ein Anfang, um sich du disziplinieren, als ein Menschliches Wesen, in dem System dieses Planeten zu leben.  

 

 

Buchempfehlung: Dr. Albert Schweitzer – Ehrfurcht vor dem Leben

 

 

[1] https://www.spiegel.de/wirtschaft/nottoetungen-in-der-schweinemast-qual-fuer-den-profit-a-1290250.html